Wie bei allen Büchern hatte ich für “Die Magier Seiner Majestät” ganz verschiedene Inspirationsquellen.

Ich liebe die Regency-Liebesromane von Georgette Heyer, weil sie so locker und lustig sind – die perfekte Lektüre, wenn man krank im Bett liegt oder gerade schlecht gelaunt ist. Ich wollte ein ähnliches Buch schreiben, aber ich wollte auch, dass Drachen darin vorkommen. (Es gibt zwei Sorten von Menschen: diejenigen, die gerne in allen ihren Büchern Drachen hätten, und die anderen. Über letztere wollen wir kein Wort mehr verlieren.)

Ich bin auch ein großer Fan von P.G. Wodehouse. Ihre Helden sind meistens bemitleidenswerte junge Dandys, die von ihren tyrannischen Tanten dazu verdonnert werden, irgendeinen Blödsinn anzustellen.

Allerdings hatte ich auch schon länger über den britischen Imperialismus nachgedacht. Woher kam die Macht der Briten, und wie schafften sie es, sie aufrechtzuerhalten? Als ich geboren wurde, war es noch keine dreißig Jahre her, dass mein Heimatland Malaysia die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatte. Anders ausgedrückt: Bei meiner Geburt war der malaysische Staat jünger als ich jetzt. Mein ganzes Leben lang habe ich halb unbewusst die Auswirkungen des britischen Imperialismus gespürt.

Ich bin mit Büchern von britischen und nordamerikanischen Autoren großgeworden, in denen Figuren manchmal als „dark“ beschrieben wurden. Als Kind hat mich das verwirrt, denn in Malaysia verwenden wir das Wort „dark“ für Menschen, die dunkelhäutig sind. Aber selbst als Kind war mir klar, dass es in Büchern nur Weiße gibt.

Später verstand ich, dass „dark“ in diesen Büchern „dunkelhaarig“ bedeutete. Da kam mir zum ersten Mal die Idee, dass es interessant wäre, ein Buch in England in der Vergangenheit anzusiedeln und einen dunkelhäutigen Protagonisten darin vorkommen zu lassen.

Und so entstand in meinem Kopf die Geschichte von Zacharias Wythe, dem ersten aus Afrika stammenden „Königlichen Magier“. Er ist ein Schwarzer im London des neunzehnten Jahrhunderts, der über außergewöhnliche Macht verfügt – aber er hat auch jede Menge Schwierigkeiten, weil Macht nicht nur davon abhängt, was für Zaubersprüche jemand beherrscht, sondern auch vom gesellschaftlichen Status.

Als Zacharias sich bereit erklärt, einem Freund zu helfen – einem armen Dandy à la P.G. Wodehouse – trifft er Prunella Gentleman, eine ehrgeizige junge Waise, die ein magisches Ausnahmetalent ist. Doch in ihrer Welt dürfen Frauen aus den höheren Schichten keine Magie ausüben.

Das ganze Buch hindurch versucht Zacharias, die bestehenden Machtstrukturen zu verändern. Prunella hingegen interessiert sich nicht für Machtstrukturen – wenn es nicht anders geht, erreicht sie ihre Ziele auch durch Täuschung oder rohe Gewalt. Mit Zacharias und Prunella wollte ich das typische Liebesroman-Pärchen auf den Kopf stellen: Zacharias ist geduldig, sanft und nett, Prunella ist eingebildet, stur und eine ziemliche Angeberin. Die Interaktion zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten hat mir beim Schreiben sehr viel Spaß gemacht – und ich hoffe, dass auch die Leser ihren Spaß daran haben werden.

Vieles, was über mein Buch gesagt und geschrieben wurde, konzentriert sich auf die Themen Rassismus und Kolonialismus. Diese Themen haben mich auf jeden Fall beeinflusst – aber meine Geschichte soll auch unterhalten. Ich wollte ein Buch schreiben, das man lesen kann, wenn man krank im Bett liegt. Die Art von Buch, die ich als Kind gelesen habe, aber mit Figuren, die mir ein bisschen ähnlicher sind. Und natürlich mit Drachen!

 

© Zen Cho 2016

Aus dem Englischen übersetzt von Hannah Brosch

Dieser Text wurde zuerst auf dem Blog von Knaur “feelings” veröffentlicht und erscheint hier mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags.

Mehr zu Zen Cho und ihren Büchern: http://zencho.org/

“Die Magier Seiner Majestät” ist überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt.